Angeln mit Heuschrecken: Der unterschätzte Superköder zum Erfolg!

Angeln mit HeuschreckeLieblingsköder? Meiner ist die Heuschrecke. Trotting und Ansitzangeln mit den Hüpfern ist für mich die spannendste Angelei überhaupt. In jedem Forellenbuch gibt es Hinweise über das Angeln mit Heuschrecken. Ich habe aber noch nie jemanden gesehen, der wirklich mit ihnen angelt. Auch ich habe sie spät als Topköder wahrgenommen. Außerdem sind sie gute Köder für schwierige Gewässer.

Mein Verein bewirtschaftet einen naturnahen, schwer zugänglichen Bach, mit einem sehr kleinen Bestand an Bachforellen, die verdammt schwer zu fangen sind. Das Ufer ist dicht bewachsen, Bäume und Büsche reichen weit in den Lauf. Bei Normalwasserstand beträgt die Tiefe an manchen Stellen grad mal 2 0cm, dann direkt dahinter 1,20 m, das Wasser ist voll von versunkenem Holz.

Fliegenfischen ist unmöglich, spinnen und fischen mit treibender Pose äußerst schwierig und artet in eine Materialschlacht aus, bei der die durch Hänger verursachte Unruhe auch die letzte Forelle verscheucht.

Oberflächenköder jedoch machen einige Stellen befischbar. Ein sich bewegendes, fettes Insekt reizt Forellen im Sommer und Herbst in höchstem Maße. Auch Barsche, Haseln und Rotaugen stürzen sich auf das über ihnen treibende Opfer.

Woher bekommt man die Heuschrecken?

Nun habe ich wenig Zeit, Lust und Geschick, mit Kescher oder Wolldecke auf Jagd nach Insekten zu gehen. Da auch das Anheuern von Nachbarskindern scheitert, kaufe ich sie im Zoofachhandel, angeboten als Lebendfutter für Terrarientiere. Es gibt Schrecken in allen möglichen Arten und Größen – von 0,5 bis 8 cm. Meist greife ich zu Heimchen (Grillen) in 1 – 2 cm Größe. Diese kosten knapp 2 Euro für 10 – 40 Stück, je nach Fachgeschäft.

Ich halte und transportiere sie in einer abgesägten Plastikflasche, der ich einen Eingriff aus einem Damenstrumpf aufgeklebt habe. Füttert man die Kerlchen noch etwas mit frischen Grashalmen & Blättern und setzt sie nicht der prallen Sonne aus, bleiben sie einige Wochen putzmunter. Das Grünzeug darf aber nie feucht sein, ansonsten besteht Schimmelgefahr. Am Haken sind sie recht widerstandsfähig, vertragen aber nur sanfte Würfe.

Montage für den Bach

Zum Waten und Trotting unter den genannten Umständen nutze ich eine sehr kurze Rute und 0,20er Schnur. Auf diese kommt eine kleine, durchsichtige Wasserkugel. Noch unauffälliger ist meine selbstgebastelte „Pose“ aus einem Weinkorken mit Schnurdurchlauf und Beschwerung.

Daran ein Miniwirbel, ein rund 70 cm langes, frisch gefettetes 0,18 Fluorocarbonvorfach mit einem dünndrahtigen Haken der Größe 8-14, je nach Größe der Heuschrecke. Ich bevorzuge Sichelhaken, die nadelscharf und nicht nur für diese Köder bestens geeignet sind. Super sind auch die sehr dünnen Tru-Turn-Haken, die sich beim Biss selbst in’s Maul drehen; sie sind aber schwer zu bekommen.

Die Grille durchsteche ich im Hinterleib. Sie bewegt sich, so wie ein in’s Wasser gefallenes Insekt. Wer nicht mit lebenden Insekten fischen mag, kann sie vorher durch Druck töten und auf den Haken aufziehen. So bewegt sie sich natürlich nicht mehr, hält aber besser am Haken.

Sachte in’s Wasser geschlenzt treibt alles an die gewünschten Stellen. Die spektakulären Fehlattacken durch kleine Haseln sind geiler als Hechtbisse auf Popper. Sie knallen oft an dem Insekt vorbei und fliegen weit aus dem Wasser.

Aufmerksamkeit und eine Polbrille helfen, (gelungene) Hasel- von Forellenbissen zu unterscheiden. Haseln brauchen relativ viel Zeit nach dem Biss, um die Heuschrecke richtig ins Maul zu kriegen, Forellen und Barsche muss man sofort anschlagen, damit diese nicht tief schlucken. Angeln mit freier Leine und Tippfischen sind weitere Möglichkeiten.

Wie Forellen mit Heuschrecken fangen?

Regenbogenforellen lieben ebenso zappelnde Fluginsekten. Wie die Kollegen vom Bach, befische ich diese an windstillen, sonnigen Tagen in den Abendstunden der Monate Mai bis Oktober. Der Köder reizt sowohl Satzfische am kommerziellen Forellenteich, als auch Bestandsforellen am Baggersee.

Am See muss der Köder meist weit raus. Vom Ufer aus, verwende ich lange Ruten, schwimmende Sbirolinos oder rote Wasserkugeln, mindestens 1,50 m lange, gefettete Vorfächer, evtl. eine Pilotkugel auf den letzten 30 cm bis zum Haken. Über den Wirbel stecke ich etwas farbigen Schaumstoff, damit dieser nicht sinkt.

Dies ist gleichzeitig der Bissanzeiger, da man die Sbiros kaum sieht. Verwende hierzu eher die ‚echten’ Heuschrecken, die sind widerstandsfähiger als Grillen. Als Sicherung gegen ein ablösen vom Haken, kann man nach dem Beködern zusätzlich ein winziges Styroporkügelchen auf den Haken stecken.

Trotzdem muss der Wurf behutsam sein. Ich musste mal nach einem laaangen Schneidertag am Baggersee mit ansehen, wie eine dicke Regenbogenforelle ca. 3 Meter von meinem Haken entfernt stieg, …denn dort trieb von mir unbemerkt mein Köder.

Mögen auch Friedfische Heuschrecken?

Rotfedern und Döbel habe ich ebenfalls damit erwischt. Ich denke, Karpfen, Aland und Andere kann man mit einem solchen Snack auch locken. Beangelt man Friedfische im Kraut, kann man über das Vorfach einen Schilfhalm stülpen. Natürlicher und unauffälliger geht’s nicht. Jedoch klettern die Schrecken gern auf alles Erreichbare; Halm, Wasserkugel, Blätter an der Oberfläche, usw.

Ich selbst fange erst an, das altbekannte Schwimmbrot durch die Heuschrecke zu ersetzen. Es bietet sich ein großes Feld für Ihre eigenen Experimente und Überraschungsfänge.

Eines noch: Auch wenn Besucher mich daheim erstaunt ansehen, ich mag das Gezirpe aus der Flasche in meiner Küche wirklich und kann hervorragend dabei einschlafen!

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